ProWein 2024: Reisebericht unseres Messebesuchs in Düsseldorf
Wo ist nur die Zeit geblieben? Mein Besuch der ProWein 2024 liegt rund zwei Wochen zurück und mein Reisebericht ist noch immer nicht online. Dabei kann ich mich noch an die Worte von Harald Scholl erinnern, die ich auf der Bahnreise gelesen hatte. Der Chefredakteur der VINUM Deutschland hatte die Messe im Editorial der neuen Ausgabe angezählt, da sie sich seit den Lockdown-Jahren nicht wirklich erholt hat. Für die ProWein müssten Veränderungen her, sodass eine neue Dynamik entsteht, schließlich wird bereits heute weniger Wein getrunken, als noch vor Jahren und der Moment der Innovation dürfte nicht verpasst werden.
Eine Kritik, die mit Sicherheit angebracht ist. Zwar zeigen sich viele Aussteller während meines zweitägigen Besuchs auf der ProWein 2024 sehr optimistisch, doch die überteuerten Preise der umliegenden Hotels sowie der Bahnstreik haben die Messe maßgeblich beeinflusst. Allerdings hatte der Besucherrückgang für mich als „Newcomer“ auch seine positiven Seiten, da mehr Zeit für intensive Gespräche bei den Verkostungen blieb. Außerdem gab es auf den Gängen bzw. bei der UGC-Verkostung weniger Gedränge als in den Vorjahren.
15 Tageskilometer zwischen Deutschland, Frankreich, Italien und der neuen Welt
Pünktlich um 09:00 Uhr am Sonntagmorgen öffnete der Besuchereinlass zur ProWein 2024. Für mich stand die erste Verkostung bei der Vereinigung Primum Familiae Vini auf dem Programmplan. Zu den zwölf Familien des PFV-Verbandes gehören u. a. Marchesi Antinori, Egon Müller-Scharzhof, Baron Philippe de Rothschild, Tempos Vega Sicilia oder Tenuta San Guido. Anschließend folgten einige Gespräche mit den wichtigsten Handelshäusern rund um den legendären Place de Bordeaux, sodass Seltene Weine auch in diesem Jahr das eigene Sortiment erweitern wird.
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Neben meinen Terminen rund um Frankreich, Spanien und Italien durften auch die Weine der neuen Welt nicht zu kurz kommen. Dementsprechend stand nicht nur der Penfolds Grange, sondern auch die fruchtbetonten Weine aus dem kalifornischen Napa Valley von u. a. Robert Mondavi und Heitz Cellar auf meiner Liste. Besonders gefreut habe ich mich über den Austausch mit Marco Hochar, der das libanesische Château Musar in der dritten Generation der Familie Hochar führt. Am Ende kamen so an beiden Tage jeweils rund 15 Kilometer Fußweg sowie unzählige neue Eindrücke zusammen.
Die ProWein 2024 war ein voller Erfolg mit vielen spannenden Gesprächen
Mit dem heutigen Blick auf die ProWein 2024 waren die Tage in Düsseldorf für mich persönlich, aber vor allem auch für Seltene Weine ein voller Erfolg. Nicht nur, dass es auf der Messe viele spannenden Themen rund um Künstliche Intelligenz (KI) und „Data Excellence“ zu entdecken gab, so gab es auch viele Neuerungen in Sachen PIWI Rebsorten. Für mich als Hobby-Winzer, der im Norden von Deutschland einen kleinen Weinberg betreibt, ist das ein besonders spannendes Thema.
Etwas erstaunt hingegen war ich über die mangelnde Teilnahme der Weingüter des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP). Gerade vor dem Wunsch, mehr Weine mit der Klassifizierung VDP.GROSSE LAGE® in das eigene Sortiment aufzunehmen, habe ich doch viele Namen zum 30-jährigen Jubiläum auf der ProWein 2024 vermisst.
Meine Top 3 Weinverkostungen der ProWein 2024
Nichtsdestotrotz hat die ProWein 2024 eine großartige Möglichkeit geboten, um viele Wein-Raritäten innerhalb kürzester Zeit an einem Ort zu verkosten. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sich Weine, wie u. a. Tenuta San Guido Sassicaia, Penfolds Grange BIN 95, La Rioja Alta Gran Reserva 904 oder Große Gewächse von Van Volxem, nur thematisch schwer auf einer einzigen Weinprobe vereinen lassen. Gerne möchte ich Dir an dieser Stelle drei der insgesamt über 250 verkosteten Weine vorstellen, die für mich ein echtes Highlight waren:
1. Promontory by Will Harlan 2019
Der Avantgardist unter den Rotweinen ist mit Sicherheit der Promontory by Will Harlan 2019. Im Glas präsentierte der kräftige Rotwein ein tiefdunkles Purpurrot mit undurchsichtiger Mitte und einer leichten Randaufhellung. Das fruchtige Bouquet war geprägt von schwarzen Früchten sowie Aromen von Schokolade, geröstete Kräutern und einem Hauch Tabak. Am Gaumen war der Wein sehr vollmundig und konzentriert, wobei die Tannine sehr fein integriert waren. Großes Kino mit langen Nachhall.
2. Ao Yun 2019
Über den Ao Yun Wein, der von Dr. Tony Jordan am Fuße des Himalaya hergestellt wird, hatte ich in den letzten Jahren viel gelesen. Dementsprechend groß war meine Freude über das kräftige Purpurrot in meinem Glas. Das Bouquet des Ao Yun 2019 war geprägt von reifen Schwarzkirschen, saftigen Blaubeeren und frischer Crème de Cassis. Die fruchtige Frische war auch der Gaumen zu vernehmen, wobei die harmonisch integrierten Tannine sehr fein und seidig daher kamen.
3. Château Musar Red 1956
Bei meinem Treffen mit Marc Hoch haben wir mit dem Château Musar Red 1956 eine echte Rarität verkostet, die sorgfältig in den Kellern des Weinguts gelagert wurde. Im Glas präsentierte der kräftige Rotwein ein mittelhelles Ziegelrot mit hellen Reflexen am Rand. Die Nase war geprägt von komplexen Aromen von reifen Früchten, Gewürzen und einem Hauch Tabak. Am Gaumen war der Château Musar Red 1956 vollmundig und elegant mit seidigen Tanninen sowie einem langen Abgang.
© Bilder: Kim-Christopher Granz, SelteneWeine.de