Bordeaux Jahrgang 2024: Zwischen Wetterextremen und Winzerkunst
Von wegen Romantik! Viele Weinliebhaber, die an Bordeaux denken, haben mit Sicherheit die endlosen Weinberge und bezaubernden Schlösser vor Augen. Doch das Erntejahr 2024 erwies sich als alles andere als idyllisch. Es steht ganz im Zeichen extremer Wetterbedingungen und bedeutendem Stress für die Weingüter. Dennoch deuten die ersten Prognosen zum Bordeaux Jahrgang 2024 auf einen klassischen Jahrgang hin, der mit qualitativ vielversprechenden Ergebnissen aufwartet.
Bevor ich mich in wenigen Tagen zusammen mit Klaus-Dieter („KD“) vom Weinhandel Diehl auf den Weg ins Bordelais mache, habe ich mir noch einmal die Zeit genommen, mich mit den Studien des Önologie- und Forschungsbetriebs Sovivins zu beschäftigen. Außerdem habe ich viel in der Fachpresse recherchiert, mich mit Weinkritikern, Weinjournalisten und Winzern über Social Media ausgetauscht und mir einige Gedanken zum Bordeaux Jahrgang 2024 gemacht.
Es ist garantiert ein spannender Jahrgang, in dem nicht nur erneut die Merlot-Traube unter den aktuellen klimatischen Bedingungen gelitten hat. Zudem haben einige ungenannte Weingüter eine offizielle Genehmigung zur Chaptalisierung ihrer Weine beantragt. Gleichzeitig gibt es aber auch viele Highlights, sodass Du nachfolgend meine Top 3-Prognosen zum Bordeaux Jahrgang 2024 findest:
- Der Trend fallender Preise hält auch mit dem neuen Jahrgang an.
- Die Sorgfalt im Weinberg und die Traubenselektion machen den Unterschied.
- Moderate Alkoholwerte, eine gute Säurestruktur und Frische sorgen für einen Klassiker.
Wetterextreme sorgen für einen der herausforderndsten Jahrgänge der letzten Jahrzehnte
„Wir haben solche Jahrgänge schon oft erlebt“, sagt Alexander van Beek von Château Giscours im Gespräch mit Jane Anson. Gemeint sind damit die Jahrgänge, die unter extremen klimatischen Bedingungen stehen.
So war der Winter 2023/2024 einer der regenreichsten seit 2000 und zudem sehr mild. Diese ungewöhnliche Kombination führte zu einem äußerst frühen Austrieb der Reben. Gleichzeitig waren die Wintersporen des Falschen Mehltaus bereits so weit entwickelt, dass der Krankheitsdruck ab April massiv anstieg und den Weingütern einiges an Stress abverlangte.
Unsere Flaschenpost direkt in Dein Postfach!
Melde Dich jetzt für unseren Newsletter an und erhalte exklusiven Zugang zu limitierten Weinen sowie Sonderaktionen.
Mit dem Absenden der Anmeldung willige ich ein den Newsletter von SelteneWeine.de zu erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zum Datenschutz sind hier zu finden.
Erst Ende Juni setzte sich stabileres Sommerwetter durch, sodass die Reben von höheren Temperaturen und einem moderaten Niederschlagsdefizit profitierten. Die Véraison begann Ende Juli und zog sich bis in den August, doch viele Weinberge erreichten erst relativ spät einen angemessenen Reifegrad. Dies führte zu einer ersten Selektion der Trauben im Weinberg, berichtet Marielle Cazaux von Chateau La Conseillante im Gespräch mit Andrew Black, um die Qualität der Weine weiterhin zu garantieren.
Trotz einer guten Sonnenphase im August gab es keinen Grund zum Durchatmen. Wie französische Lokalzeitungen berichten, gehörte der September mit durchschnittlich 130 mm Niederschlag zu den regenreichsten Monaten der vergangenen 30 Jahre. Nicht nur der misslungene Fruchtansatz zu Jahresbeginn, sondern auch die deutlich frühere Ernte der Merlot- und Cabernet-Trauben führten zu einer spürbar geringeren Erntemenge.
Am Ende mussten die Weingüter erneut eine Traubenselektion mithilfe modernster Technologie (Densitometrie) durchführen, was die ohnehin knappe Erntemenge weiter reduzierte. „Die Ernteverluste waren hoch, aber das, was von der Ernte übrig blieb, war von sehr guter Qualität“, sagt Marielle Cazaux von Château La Conseillante.
Der Bordeaux Jahrgang 2024 wird ein klassischer Jahrgang mit früher Trinkreife
Auf dem Papier zählt der Bordeaux Jahrgang 2024 sicherlich nicht zu den Jahrhundertjahrgängen wie 2022, 2020 oder 1961, doch ich freue mich auf unsere siebentägige Reise ins Bordelais und die damit verbundenen Verkostungen. Bereits das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Winzerinnen und Winzer im Bordelais mit Wetterextremen umgehen können, schließlich stand der Bordeaux Jahrgang 2023 unter einem ähnlichen Stern.
Am Ende waren es Weine wie Château Figeac, Château Beauséjour Duffau-Lagarrosse, Château Palmer oder Château La Conseillante, die 2023 ausgezeichnete Qualitäten hervorgebracht haben. Und so würde Marielle Cazaux den neuen Jahrgang 2024 zwar „nicht als großen Jahrgang bezeichnen, aber als einen sehr guten“. Mit einem moderaten Alkoholgehalt von etwa 13,0 % Vol. und einem durchschnittlichen pH-Wert von etwa 3,5 dürfte 2024 einem der klassischen Jahrgänge entsprechen, von denen Bordeaux-Liebhaber immer schwärmen.
Ähnlich sieht es der Kommunikationsdirektor des CIVB, Christophe Chateau, der „einen Jahrgang mit weniger Alkohol und mehr Frucht“ prognostiziert, „der schnell konsumiert werden kann und letztendlich dem entspricht, was der Markt heute erwartet.“
© Titelbild/Bilder: Kim-Christopher Granz, SelteneWeine.de